Wer sich davor fürchtet, die vegane Ernährungs- und Lebensweise könnte von Verzicht geprägt sein, sei unbesorgt – ein Blick auf das Regal mit Milch-, Joghurt-, und Sahne-Alternativen zeigt, wie facettenreich das Angebot pflanzlicher Produkte ist. Insbesondere die Auswahl an Pflanzendrinks wächst stetig an: Gab es vor ein paar Jahren lediglich Soja- und Haferdrink in Supermärkten, so tummeln sich immer spannendere Kreationen in den Läden.
Die bekanntesten Vertreter pflanzlicher Milch-Alternativen sind nach wie vor Sojadrink und -„joghurt“. Wie die Namen bereits suggerieren, bestehen diese Produkte primär aus der Sojabohne, die auch Hauptbestandteil des traditionsträchtigen Tofus ist. Zwar ist ihr Ruf schlecht, doch dies ist keineswegs begründet. Schließlich zerstört nicht die Sojabohne, die dem menschlichen Verzehr dient, die Regenwälder – dieser macht nur einen Teil von ungefähr zwei Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen aus. Der Rest kommt vor allem bei der Produktion tierischer Lebensmittel als Futtermittel zum Einsatz. Dementsprechend ist es viel tier- und klimafreundlicher, die Bohne direkt zu verzehren. Zudem nimmt die Bedeutung des Soja-Anbaus in Europa immer mehr zu, weshalb fast alle verarbeiteten Soja-Produkte im Supermarkt aus regionalem Soja bestehen – vor allem, wenn es sich um Bio-Produkte handelt.
Die verwandte Süßlupine leistet der Sojabohne seit einigen Jahren auch als veganes Multitalent Gesellschaft, denn sie ist schon lange nicht nur ein beliebter Snack im Mittelmeerraum. Die Hülsenfrucht wächst auch hierzulande und stellt eine köstliche Basis für Pflanzendrinks, veganen „Joghurt“ sowie pflanzliches „Milch“eis dar. Auch die altbekannte Erbse macht sich nicht nur als Beilage zu herzhaften Gerichten gut, sondern ist erstaunlicherweise in Erbsendrinks vertreten, die sich für viele Fans von Pflanzendrinks zu einem geheimen Favoriten entwickeln. Gemeinsam ist ihnen aufgrund des hohen Anteils an Hülsenfrüchten der beträchtliche Proteingehalt. Doch nicht nur für uns, auch für die Umwelt sind die Pflanzen eine Bereicherung, da sie recht anspruchslos sind und Böden fruchtbarer machen.
Wer gerne Kaffee trinkt, kommt am Haferdrink kaum vorbei, denn der milde Geschmack des Getreides passt perfekt zu jedem Cappuccino, aber auch zu schwarzem Tee. Insgesamt sind Pflanzendrinks, pflanzliche „Joghurts“ und Frisch„käse“ aus Getreidesorten wie Hafer, Reis und Mais geschmacklich so unaufdringlich, dass sie sich beispielsweise in Kombination mit Kräutern und Gewürzen leicht in köstliche Alternativen für Frischkäse und Quark verwandeln lassen. Bevorzugst Du geschmacksintensivere Produkte, die einen gewissen Eigengeschmack aufweisen, dann kannst Du Dich durch das große Angebot an Mandel-, Haselnuss-, Kokosnuss- sowie Cashewkernprodukten probieren – und das sind nur ein paar Beispiele.
Pflanzendrinks sind Multitalente
Denn war die Auswahl an Milch-Alternativen im Supermarkt noch überschaubar, so findet nun jede*r ein persönliches Lieblingsprodukt. Von Pflanzendrinks über pflanzliche „Sahne“ und „Joghurt“ bis hin zu veganem Frisch„käse“, „Quark“ und „Crème fraîche“ ist eine unglaubliche Auswahl verfügbar, die altbekannte und neue Gerichte ermöglicht. „Sahne“soßen, „Quark“dips und „Joghurt“kuchen sind genauso leicht und schnell zubereitet wie mit tierischen Produkten – ohne das immense Tierleid. Neben Klassikern wie dem Soja- und dem Haferdrink schaffen beispielsweise Cashewdrinks eine würzige Note, die mit Kuhmilch nicht möglich wäre. Vermengst Du zum Beispiel Spinat mit Hafer-, Soja- oder Cashewdrink, wirst Du feststellen, dass Du dabei unterschiedliche Gerichte zubereiten kannst. Auch ein Kräuterdip aus Soja„quark“ schmeckt anders als aus Mandel„quark“. Probiere alle Möglichkeiten aus, die Dein nächster Super- oder Biomarkt Dir bietet, und finde auf dieser kulinarischen Reise Deine pflanzlichen Lieblinge.
Auch beim Backen ist es schon lange nicht mehr notwendig, auf Kuhmilch zu setzen. Davon profitieren nicht nur die Tiere, sondern auch wir – schließlich ermöglicht die Auswahl verschiedener Geschmäcker eine viel größere Flexibilität beim Experimentieren und Ausprobieren. Soll Dein Dessert lecker sahnig und vollmundig schmecken? Dann ist Haferdrink als bewährter Klassiker die perfekte Wahl. Wünschst Du Dir eine nussige Note für Deine Mandeltorte? Mandel-, Haselnussdrink oder – etwas spezieller – Cashewdrink sorgen für ein intensives Aroma, das Deinen Kuchen unverwechselbar lecker macht. Mit einer Kombination aus Kokosdrink und frischem Obst kannst Du Deine Gäste mit einer Prise Urlaubsflair verwöhnen. Auf unserer Rezeptseite geben wir für gewöhnlich an, dass Du „Pflanzendrink“ für die jeweiligen Kreationen benötigst. Das liegt daran, dass wir Dir Raum für Deine Präferenzen lassen möchten.
Besser für die Tiere und das Klima
Aus Tierschutzsicht ist Kuhmilch höchst problematisch, denn die Tiere leiden enorm unter der industriellen Haltung. Rinder werden auf Hochleistung gezüchtet, um möglichst viel Milch zu geben, und werden nach der Geburt ihres Nachwuchses fast immer von ihm getrennt. Das sind nur wenige Einblicke in eine Maschinerie, die nicht die Bedürfnisse der Tiere, sondern den Profit im Sinn hat. Doch neben den ethischen Aspekten spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle. Denn laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, kurz FAO, ist die Viehwirtschaft global einer „der drei Hauptverursacher der schwerwiegendsten Umweltprobleme“. Dazu zählt auch die Verschlechterung der Wasserqualität.
Auch wenn die Unterschiede bezüglich der Auswirkungen sehr unterschiedlich ausfallen, sind alle Pflanzendrinksorten besser für das Klima als Kuhmilch. Selbst der am wenigsten nachhaltig produzierte Sojadrink ist umweltschonender als die am nachhaltigsten produzierte Kuhmilch. In Zahlen ausgedrückt fallen bei der Produktion von einem Liter Kuhmilch mehr als drei Kilogramm CO2-Äquivalente an, was verglichen mit 0,7 Kilogramm pro Liter Mandeldrink, 0,9 Kilogramm pro Liter Haferdrink und einem Liter pro Liter Sojadrink einen bemerkenswerten Unterschied macht.
Auch die benötigte Fläche ist bei der Produktion niedriger als bei Kuhmilch: Diese beansprucht pro Liter 8,95 Quadratmeter, während alle Pflanzendrinksorten weniger als einen Quadratmeter benötigen. Die Fläche für die Herstellung von Haferdrink ist mit 0,76 Quadratmetern am höchsten – für Sojadrink sind nur 0,66, für Mandeldrink nur 0,5 und für Reisdrink nur 0,34 Quadratmeter notwendig. Studien zufolge kann der Übergang zu einer stärker pflanzlich orientierten Ernährung den Flächenverbrauch global um bis zu 76 Prozent und die Treibhausgasemissionen des Lebensmittelsektors um bis zu 50 Prozent reduzieren. Wenn alle Verbraucher*innen ihren Verzehr aller tierischen Produkte halbieren und durch pflanzliche Äquivalente ersetzen würden, könnten wir jährlich weltweit 10,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente einsparen.
In Deutschland fällt Kuhmilch unter den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, weil sie als Grundnahrungsmittel gilt. Für Pflanzendrinks hingegen fällt der satte Regelsatz von 19 Prozent an – sie werden dementsprechend als Luxusgüter eingestuft. Das Gleiche gilt für pflanzliche „Joghurts“, veganen Frisch„käse“ und Co. Doch für Menschen, die sich vegan ernähren und sich für die Tiere einsetzen wollen, sind Pflanzendrinks keineswegs Luxus, für den sie mehr Geld ausgeben möchten oder können. Tierschutz darf nicht mehr kosten als Produkte, für die Tiere leiden und die ganz leicht durch köstliche, nachhaltige und tierfreundliche Alternativen ersetzt werden können.
Unter dem Druck der millionenschweren Milchlobby schafft die Politik Hürden, die weder Logik entsprechen noch ein Interesse für Tierschutz zeigen. Sowohl der politische als auch der gesellschaftliche Diskurs dreht sich konstant um Nachhaltigkeit und einen Wandel der Lebensmittelindustrie, doch es passiert wenig bis gar nichts. Dabei sind die Möglichkeiten da und der vegane Markt wächst von Jahr zu Jahr an. Nur wenn Verbraucher*innen und der Staat umdenken, kann sich für all die Milchkühe, die unter dem gierigen System leiden, etwas verändern. Gefragt sind in dieser Debatte die Machthaber*innen, aber auch jede*r Einzelne in der Küche und in der Gastronomie. Dort, wo gegessen wird, fallen auch Entscheidungen – die Frage ist, wer von diesen Entscheidungen profitiert.
Tierliebe fängt beim Essen an
Wenn Du Dich für die unzähligen Milchkühe, ihre Kälber und all die anderen Tiere in der Landwirtschaft starkmachen möchtest, dann lass Dich auf unserer Rezeptseite von zahlreichen veganen Kreationen inspirieren und integriere immer mehr pflanzliche Gerichte in Deinen Alltag. Die beiden kostenlosen Publikationen „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer“ und „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer Rezepte“ stehen Dir hier als Download zur Verfügung und begleiten Dich mit hilfreichen Tipps und Rezepten im Alltag. Möchtest Du Deine eigenen Pflanzendrinks zubereiten, kannst Du unsere Rezepte für Mandel- oder für Haferdrink ausprobieren. Beide Rezepte stammen aus „Tierschutz genießen – Das Backbuch“. Alle Informationen dazu und zu „Tierschutz genießen“, dem Kochbuch des Deutschen Tierschutzbundes, findest Du unter www.tierschutz-genießen.de
Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund