Vegan vs. tierisch: Auswirkungen auf unsere Gewässer

Vegan zu leben ist vor allem für den Tierschutz wichtig. Doch unsere Ernährungsweise wirkt sich auch auf einige Umweltaspekte aus. Dazu gehören der Wasserfußabdruck und die Verschmutzung unserer Gewässer. Wir stellen uns die Frage: Wie schneiden pflanzliche Produkte im Vergleich zu tierischen ab?

Vegane versus tierische Produkte

Das Bewusstsein für den fortschreitenden Klimawandel steigt immer weiter an. Neben CO2- und Methan-Emissionen beschäftigt viele Menschen auch ihr Wasserfußabdruck. Schließlich ist Wasser eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen und nicht nur für uns, sondern auch für die Tiere und die Vegetation von zentraler Bedeutung. Wer umweltbewusst lebt, möchte die wichtige Ressource nicht verschwenden. Auf die Ernährung bezogen hat vor allem die Produktion von Fleisch den Ruf, sehr viel Wasser zu beanspruchen. Das motiviert manche Menschen, vermehrt auf eine pflanzenbasierte Ernährung zu setzen. Doch wie stark unterscheiden sich die Auswirkungen tierischer und pflanzlicher Produkte auf unsere Gewässer?

Was sagt die Wissenschaft?

Die Wissenschaft macht es sich stets zur Aufgabe, diese Unterschiede zu berechnen. Wir fassen an dieser Stelle eindringliche Beispiele aus aussagekräftigen Studien zusammen:

  • Bei der Produktion eines Kilogramms Hülsenfrüchte kommen laut einer Studie 4.055 Liter Wasser, davon 80 Prozent grün, zum Einsatz. Für ein Kilogramm Rindfleisch wird mehr benötigt: Ganze 15.400 Liter, davon 93 Prozent grünes Wasser, sind hier notwendig.
  • Im Vergleich zu Kuhmilch ist die Produktion von Pflanzendrinks einer Studie zufolgewesentlich wassersparender. Selbst der wasserintensive Mandeldrink schneidet mit 371 Litern sogenanntem freshwater, also blauem und grünem Wasser, pro Liter Pflanzendrink besser ab. Für einen Liter Kuhmilch sind schließlich ganze 628 Liter Wasser notwendig. Haferdrink kommt auf geringe 48 Liter und Sojadrink belegt mit nur 28 Litern Wasser pro Liter den ersten Platz, wenn es um den geringen Verbrauch von Wasser geht.
  • Sogenannte Plantbased Animal Product Alternatives, kurz PB-APAs, also pflanzliche Alternativen, schneiden insgesamt in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit besser ab als tierische Produkte. Wissenschaftlichen Ergebnissen nach beansprucht die Lieferkette für Schweinefleisch im Vergleich zur PB-APA-Lieferkette 3,3-mal mehr Wasser und führt zu einer 6-mal höheren Eutrophierung. Eine Lieferkette beschreibt alle Akteurinnen und Akteure, die in die Produktion von Gütern involviert sind. Das fängt beim Abbau des Rohmaterials an, geht über die Herstellung und resultiert im Konsum.
  • Burger-Pattys auf Rindfleischbasis verursachen laut einer Studie zwar eine bis zu zweimal geringere Eutrophierung der Gewässer, dafür aber eine 22- bis 44-mal stärkere Versauerung als pflanzliche Pattys. Eine weitere Untersuchung konnte zeigen, dass pflanzliche Burger im Vergleich zu Rindfleisch-Burgern mit 67 bis 97 Prozent weniger Süßwasser-Eutrophierung und 83 bis 92 Prozent weniger mariner Ökotoxizität verbunden waren. Marine Ökotoxizität beschreibt, wie sehr sich Schadstoffe auf im Meer lebende Organismen auswirken.

 

Begriffsdefinitionen

Die dargelegten Studien beinhalten zahlreiche Begriffe, die für die Berechnungen zwar relevant, aber oft nicht direkt verständlich sind. Um die Zahlen besser nachvollziehen zu können, erklären wir daher die wichtigsten Fachausdrücke.

Was ist der Wasserfußabdruck?

Einer dieser genannten Begriffe ist der Wasserfußabdruck. Er beschreibt die gesamte Menge Wasser, welche Nationen, Unternehmen oder Verbraucher*innen in Anspruch nehmen. Darin enthalten ist auch der virtuelle oder indirekte Wasserverbrauch. Dahinter verbirgt sich die tatsächlich genutzte, unsichtbare Wassermenge. Ein Beispiel: Bei der Produktion von Rindfleisch geht es hierbei nicht nur um das Trinkwasser des Tieres, sondern auch um die nötige Bewässerung der Felder. Das darauf wachsende Gras dient den Rindern unter anderem als Nahrung. Hinter einem Stück Fleisch stecken also wesentlich mehr Ressourcen, als wir auf den ersten Blick sehen können.

 

Grünes, blaues und graues Wasser

Um den Wasserfußabdruck authentisch berechnen zu können, ist es wichtig, die unterschiedlichen Wasserarten in Kategorien einzuteilen. So unterscheiden wir zwischen grünem, blauem und grauem Wasser. Mit grünem Wasser ist natürlich vorkommendes Wasser wie zum Beispiel Regen- oder Seewasser gemeint. Pflanzen und Bäume können dieses für sich nutzen. Es ist ohnehin vorhanden, weshalb sich die Bewässerung nicht negativ auf die Umwelt auswirkt. Blaues Wasser hingegen wird aus Seen, Flüssen und dem Grundwasser zur Bewässerung entnommen. Auch unser Trinkwasser zählt dazu. Diese für uns wichtigen Wasservorräte aufzubrauchen, sei es, um Felder zu bewässern oder im Haushalt zu duschen und zu kochen, ist immer ein Eingriff in unser Ökosystem und trägt sowohl ökologische als auch soziale und politische Konsequenzen mit sich. So hat die Avocado beispielsweise ein schlechtes Image, weil sie vorwiegend in Ländern wächst, wo die Wasserknappheit ein großes Problem darstellt. Der Anbau des Exportschlagers ist aber nur mit einer intensiven Bewässerung möglich, der Anbau verschlingt große Mengen blaues Wasser. Ebenfalls relevant für ausführliche Analysen ist zuletzt graues Wasser. Dabei handelt es sich um ein hypothetisches Konstrukt.   Abwasser ist ein Teil davon und beschreibt den Anteil, der bei der Produktion so stark verunreinigt wurde, dass er unbrauchbar ist. Das Konzept klärt auch darüber auf, wie viel Wasser wir aufbringen müssten, um entstandene Gewässerverunreinigungen so weit zu verdünnen, dass die Wasserqualität wieder den gesetzlichen Anforderungen entspricht.

 

Eutrophierung und Versauerung

Neben dem Wasserfußabdruck sind die Eutrophierung und die Versauerung von Gewässern wichtige Kriterien, um Unterschiede zwischen veganen und tierischen Produkten aufzuzeigen. Eutrophierung beschreibt die Anreicherung von Wasser und Böden mit Nährstoffen. Damit ist zum Beispiel die Überdüngung gemeint, für die die Landwirtschaft verantwortlich ist. In dieser setzen Landwirtinnen und Landwirte oft über lange Zeit eine große Menge an Dünger ein, um das Pflanzenwachstum zu maximieren. So entsteht ein Überangebot an Stickstoff und Phosphor, das in umliegende Gewässer gelangt. Es stört das dortige Gleichgewicht an Nährstoffen und verursacht schwerwiegende Konsequenzen für das gesamte Ökosystem.

Versauerung hingegen entsteht, weil unsere Meere immer mehr Kohlenstoffdioxid aufnehmen. Sie versuchen so, die Belastung unserer Atmosphäre durch CO2 auszugleichen. Doch dabei bleiben sie selbst nicht unbeschadet: Unsere Gewässer versauern. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass der pH-Wert sinkt. Nicht ohne Folgen: Zum Beispiel bekommen Meeresbewohner mit Kalkschalen wie Muscheln diese Veränderung zu spüren. Ihnen fehlt ab einem gewissen pH-Wert die Grundlage für die Kalkbildung und ihre bereits bestehenden Schalen können sich auflösen.

Aus Rücksicht auf die Umwelt

Die zitierten Zahlen sind nur Auszüge einer undurchsichtigen Forschungslage. Unsere Stichproben zeigen aber, dass unsere täglichen Speisen weit mehr Auswirkungen auf unseren Planeten haben, als wir uns vermutlich vorstellen können. Die vegane Ernährung nicht nur wichtig für konsequenten Tierschutz, sondern diversen Studien zufolge oft auch besser für die Umwelt und wasserschonender als Ernährungsweisen mit tierischen Produkten. Wenn Dir Dein Wasserfußabdruck wichtig ist, kannst Du darauf achten, welche Lebensmittel auf Deinem täglichen Speiseplan stehen. Denn was klar ist: Hinter der Produktion von allen Zutaten stecken versteckte notwendige Ressourcen und ausgestoßene Schadstoffe. Wer wassersparend leben möchte, kann mit einem bewussten Konsum und mit einem Blick hinter die Kulissen einen sinnvollen Beitrag für die Umwelt leisten.

 

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund