Friends Not Food

Die Gesellschaft betrachtet Hühner, Schweine und Rinder in der Regel nur als Nutztiere und damit als Lieferanten für Eier, Fleisch und Milch. Dabei sind diese liebevollen Tiere so viel mehr als das. Sie sind keine Produkte oder Produktionsmaschinen, sondern wundervolle Lebewesen, die unser Mitgefühl, unseren Respekt und unsere Freundschaft verdient haben.

Freund*innen spielen in unserem Leben eine große Rolle. Nach unseren Eltern und Verwandten sind sie die Personen, die uns am nächsten stehen und sogar zu einer Art zweiter Familie werden können. Dabei muss es sich keineswegs nur um menschliche Freund*innen drehen, denn Tiere sind ganz wunderbare Zeitgenoss*innen. Alle Menschen, die Hunde, Katzen, Kaninchen oder Meerschweinchen haben, wissen wovon hier die Rede ist. Allerdings nimmt sich kaum eine*r die Zeit, die Tiere in der Landwirtschaft kennenzulernen. Im Alltag kommen wir fast nie mit Rindern, Schafen, Schweinen und Hühnern in Kontakt, denn nur die wenigsten von ihnen leben auf Weiden, sondern in engen Ställen, die wir – wenn überhaupt – nur von außen sehen. Gerade deshalb sollten wir beginnen, uns mit den liebevollen Tieren auseinanderzusetzen, denn es gibt einiges, das wir von ihnen für unsere eigenen Freundschaften lernen können.

 

Verspielt aufwachsen

Die ersten Freundschaften schließen die meisten von uns im Kindergarten, wo wir mit anderen Kindern spielen und so die ersten Kontakte außerhalb unseres Elternhauses knüpfen. Den Tieren in der Landwirtschaft geht es ganz ähnlich: Junge Lämmer und Ferkel spielen schon bald nach der Geburt mit ihren gleichaltrigen Artgenossen, mit denen sie gemeinsam umherwirbeln und neugierig ihre Umgebung erkunden. Auch Kälber verbringen so Zeit mit anderen jungen Herdenmitgliedern, mit denen sie gerne mal ihre Kräfte messen und sich spielerisch ausprobieren. Ältere Rinder, Schafe und Schweine dienen ihnen wiederum als Vorbild, die den jungen Tieren nützliche Verhaltensweisen beibringen, indem der Nachwuchs ihnen nacheifert.

 

Das nötige Vertrauen

Am wohlsten fühlen sich Rinder mit Artgenossen, zu denen sie eine enge Bindung haben. Da sie sehr unterschiedliche Charaktere haben, verstehen sie sich mit manchen Rindern besonders gut. Das heißt, dass sie gerne gemeinsam fressen, gegenseitige Fellpflege betreiben oder einfach die Sonne auf ihr Fell scheinen lassen. Bei so viel Müßiggang ist es kein Wunder, dass das die Ausgeglichenheit der Tiere stärkt.

Dieses entschleunigte Beisammensein kann auch für uns eine Inspiration sein, denn es gibt nichts Schöneres als liebevolle Beziehungen und eine entspannte gemeinsame Zeit. Dafür benötigen die Tiere viel Vertrauen zu ihren Artgenossen. Dieses können sie besonders gut aufbauen, wenn sie in einer stabilen Gruppe aufgewachsen sind. Trennungen begegnen sie mit Stress und ganz besonders Isolation hemmt ihr Selbstbewusstsein und somit auch ihre Fähigkeit, sich in einer neuen Konstellation wohlzufühlen. Das zeigt, wie wichtig soziale Interaktionen für sie und ihre Gesundheit sind – und auch wir können daraus lernen, genug Zeit mit Menschen und Tieren zu verbringen, die uns wichtig sind.

 

Fürsorgliches Miteinander

In guten Freundschaften sorgen wir uns umeinander – nicht anders ist es bei den Tieren in der Landwirtschaft. Zwar sprechen sie nicht miteinander so wie wir, doch sie haben ihre eigenen Methoden der Kommunikation. Schafe beispielsweise sind besonders soziale Tiere, die am Gesichtsausdruck ihrer Artgenossen erkennen, wie sie sich fühlen. Hühner tauschen sich wesentlich lauter aus als die eher stillen Schafe. Sie beherrschen mehr als 30 verschiedene Laute, um mit ihren Gruppenmitgliedern zu kommunizieren und sie vor möglichen Gefahren zu beschützen. Doch auch während ihrer Lieblingsbeschäftigungen – ausgiebigen Sandbädern, Picken und Scharren – gackern die Hühner lebhaft miteinander, wobei sie genau erkennen, wie es ihren Artgenossen gerade geht.

Nicht anders ist es bei Schweinen, die sich sehr gerne miteinander unterhalten, indem sie grunzen. Durch ihre vielfältigen Laute können andere erkennen, ob sie beispielsweise hungrig oder ängstlich sind, denn Schweine haben ebenso wie Hühner ein großartiges Gehör. Auch Rinder können so Gefühle wie Wut, Angst oder Freude zum Ausdruck bringen. Vor allem mit Hilfe der Körpersprache kommunizieren sie miteinander und drücken zum Beispiel ihre Stellung in der Rangfolge aus. Die Hörner spielen dabei eine wichtige Rolle – wurden diese entfernt, finden mehr körperliche Auseinandersetzungen um die Rangordnung statt, als wenn sie ihre Hörner behalten durften.

 

Tiere sind unsere Freund*innen

Wie Du siehst, führen Schafe, Hühner, Kühe und Schweine intensive Beziehungen zueinander, benötigen Geborgenheit, Liebe und Spieleinheiten. Zwar begegnen wir ihnen nicht oft, doch die Tiere in der Landwirtschaft sind dazu in der Lage, uns zu zeigen, worauf es wirklich ankommt: Sie benötigen nicht viel, um glücklich zu sein, denn das Wichtigste für sie ist die gemeinsame Zeit mit ihren Artgenossen, genug Futter und ein sonniges Plätzchen, wo sie ruhen und Fellpflege betreiben können. Durch ihren Einfluss können auch wir uns erden und dem ein oder anderen Problem vielleicht sogar entspannter begegnen. Wir sollten sie als Freund*innen begreifen und sie respektieren, anstatt sie als Fleisch- und Milchlieferanten zu betrachten.

 

 

Der größte Freundschaftsbeweis an die Tiere ist, sie nicht für unseren Vorteil zu nutzen. Jede Mahlzeit, die ohne tierische Produkte auskommt, ist ein Zeichen für mehr Respekt für diese wundervollen Tiere. Die vegane Ernährungs- und Lebensweise steht nicht für Verzicht, sondern für ein neues, liebevolles Verhältnis zu unseren Mitgeschöpfen. Wenn Du Lust hast, sie auszuprobieren oder Deine Ernährung sogar ganz umzustellen, dann findest Du zahlreiche Inspirationen auf unserer Rezeptseite sowie in unserem Koch- und unserem Backbuch. Wie Du tierische Produkte ganz einfach durch pflanzliche ersetzen kannst, erfährst Du hier.

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund