Achtung: Versteckte Käfigeier im Einkaufskorb

Seitdem die konventionelle Käfighaltung in Deutschland verboten ist, gehen viele Verbraucher*innen davon aus, keine Eier aus dieser Haltungsform mehr zu kaufen. Doch das Lebensmittelsystem ist kompliziert. Immer wieder verstecken sich Käfigeier in den Produkten unseres Alltags und landen damit unbemerkt im Einkaufskorb.

Was ist Käfighaltung?

Legehennen haben es in der intensiven Landwirtschaft schwer. Um möglichst viele Eier zu legen, züchtet die Industrie sie auf Hochleistung und hält sie oft in tierquälerischen Systemen – ohne die Bedürfnisse der Tiere zu beachten. Ein besonders drastisches Beispiel dafür ist die im Großteil der Welt noch übliche konventionelle Käfighaltung, die auch unter dem Begriff „Legebatterie“ bekannt ist. Dort vegetieren die Legehennen dicht an dicht gedrängt in engen Käfigen vor sich hin, entwickeln Verhaltensstörungen und leiden sehr – jede Einzelne von ihnen hat weniger als eine DIN-A4-Seite Platz. Ihre einzige Aufgabe: Eier produzieren, koste es, was es wolle. Das Ziel: Die schnelle und hohe Verfügbarkeit von Eiern, damit die Regale in den Supermärkten konstant gefüllt sind. Wie so oft steht der Profit über dem Tier und das Leben der Legehennen könnte von ihren natürlichen Bedürfnissen nicht weiter entfernt sein.

Erst 2010 bezeichnete das Bundesverfassungsgericht die konventionelle Käfighaltung in Deutschland als Verstoß gegen das Grundgesetz, zuvor waren die Legebatterien auch hier erlaubt. Seit dem 1. Januar 2010 sind sie hierzulande und seit 2012 in der gesamten EU verboten. Stattdessen kommen in zahlreichen EU-Ländern ausgestaltete Käfige zum Einsatz. In Deutschland sind diese verboten. Zu Recht – denn von einer enormen Verbesserung für die Tiere kann nicht die Rede sein: Statt der 500 Quadratzentimeter, die den Tieren in den Legebatterien zustanden, erhalten sie in der ausgestalteten Alternative 750 Quadratzentimeter – ein Tropfen auf den heißen Stein. Zwar sind die ausgestalteten Käfige zusätzlich mit einer Sitzstange, einem Bereich zur Eiablage sowie zum Scharren ausgestattet, aufgrund des Platzmangels können die Hennen dieses Beschäftigungsmaterial allerdings gar nicht nutzen. Auch hier geht es nicht um die natürlichen Bedürfnisse der Tiere – zum Leid der Hennen. Die Lage in Deutschland ist kaum besser: Die hierzulande noch immer legale Version der Käfige ist keineswegs tierfreundlich – die sogenannten Kleingruppenkäfige bieten nur 800 Quadratzentimeter Platz. Der Unterschied zu der verbotenen Variante ist somit minimal.

Wo kommen die Käfigeier her?

Noch fünf bis sechs Prozent aller Legehennen in Deutschland müssen in Kleingruppenkäfigen leben. Die gute Nachricht: Der Bundesrat hat 2016 den Ausstieg aus der Kleingruppenkäfighaltung eingeleitet. Die schlechte Nachricht: Sie sind noch bis Ende 2025 erlaubt und in Ausnahmefällen darf diese Haltungsform sogar bis 2028 verlängert werden. Eier aus diesem System können sich – nicht gekennzeichnet – in Produkten wie Nudeln, Keksen und Co. verstecken.

Darüber hinaus kommen mit dem Import jährlich knapp sechs Millionen Eier aus anderen Ländern nach Deutschland. Problematisch ist hierbei, dass erlaubte Varianten der Käfighaltung in den meisten anderen EU-Ländern bis heute gang und gäbe sind. So landen beispielsweise Eier in den Einkaufskörben und auf den Tellern der Deutschen, die von polnischen Eierproduzent*innen stammen – sie setzen zu 82 Prozent auf ausgestaltete Käfige. Frankreich beispielsweise beliefert Deutschland jährlich mit mehreren Tonnen getrocknetem Eigelb sowie Vollei und flüssigem Eigelb. Dort stammt die Hälfte aller Eier aus ausgestalteter oder Gruppenkäfighaltung – Kennzeichnungen sind auch hier Fehlanzeige. Diese Zahlen sind schlimm genug, doch dabei bleibt es leider nicht: Bei verarbeiteten Produkten mit Ei ist oft nicht einmal klar, ob die Eier aus der EU kommen oder nicht. Stammen sie aus außereuropäischen Ländern, können auch Eier aus konventioneller Käfighaltung, die in der EU bereits verboten ist, enthalten sein.

 

Wo verstecken sich Eier aus Käfighaltung?

Die Kennzeichnungspflicht von Eiern in Deutschland gleicht einem bürokratischen Dschungel, der zum Nachteil der Tiere praktiziert wird. Seit 2004 ist es laut Erzeugercode in der EU verpflichtend, die Haltungsform frischer Eier anzugeben. Dementsprechend sind Eier aus Käfighaltung an der Kennziffer „3“ erkennbar. Doch bei verarbeiteten Lebensmitteln gibt es keine Kennzeichnungspflicht. Demnach kann es leicht passieren, dass Verbraucher*innen auf Produkte zugreifen, die Eier aus Käfighaltung beinhalten. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verzehrt jede*r Deutsche durchschnittlich 230 Eier im Jahr – davon sind mehr als 50 Prozent frisch, 17 Prozent stammen aus der Außer-Haus-Verpflegung und ganze 30 Prozent konsumieren sie in Form von eihaltigen Lebensmitteln, wie zum Beispiel Kuchen, Mayonnaise, Eiernudeln und Co. Konkret bedeutet dies, dass Verbraucher*innen bei fast der Hälfte der konsumierten Eier nicht nachvollziehen können, ob sie aus Käfighaltung stammen. Die Wahrscheinlichkeit, diese unbewusst zu kaufen, ist also äußerst hoch, zumal laut Verbraucherzentrale weniger als die Hälfte aller Hersteller*innen über die Haltungsform der verarbeiteten Zutaten informieren.

 

Wie Du versteckte Eier in Lebensmitteln erkennen kannst

Eier kommen vor allem als Bindemittel beispielsweise in Teig- und Backwaren, Kartoffelprodukten, Eiernudeln sowie Soßen zum Einsatz. Zudem sollen damit Produkte wie Soufflés, Baisers und Schokoküsse eine schaumige Konsistenz annehmen. Doch auch zur Klärung von Produkten wie Wein, Likör, Fruchtsaft oder Brühe verwenden Hersteller*innen Eier, ebenso wie für die „richtige“ Konsistenz von vegetarischen Fleischersatzprodukten.

Die Auflistung von Inhaltsstoffen zu verstehen, ist kompliziert. Das liegt daran, dass nicht nur Eier aus Käfighaltung nicht deklariert werden, sondern Hersteller*innen auch technische Hilfsmittel nicht angeben müssen. Der Einsatz von tierischen Stoffen bei Produkten wie Wein, Saft und Co. und Informationen dazu, ob Eier nun aus Käfighaltung stammen, ist oft schwer oder gar nicht festzustellen.

Wichtige Schlagworte, auf die Konsument*innen achten können, sind Begriffe, die explizit „Ei“ nennen, wie zum Beispiel Eigelb, Eiöl, Flüssigei, Flüssigeiweiß, Vollei oder Trockeneigelb. Doch auch hinter Formulierungen wie Ovo-Protein und Albumin verstecken sich Eier. Einen weiteren Hinweis liefern Zusatzstoffe, die als E-Nummern auf der Zutatenliste ausgezeichnet sind. Wer sichergehen möchte, dass das gekaufte Produkt ohne Eier zubereitet wurde, sollte ein besonderes Augenmerk auf die E-Nummer 1105 legen. Denn dahinter verbirgt sich Lysozym, das aus dem Eiklar von Hühnereiern hergestellt wird und ein Konservierungsmittel für beispielsweise Käse ist. In seltenen Fällen kann auch Lecithin, das hinter der E-Nummer 322 steckt, aus Ei bestehen. Dann muss es auf der Zutatenliste mit dem Zusatz „Hühnerei“ aufgeführt werden. Zumeist setzt sich diese chemische Verbindung allerdings aus Sojaöl, Sonnenblumenöl oder Rapsöl zusammen.

 

Mit der veganen Ernährung Hühner schützen

Doch auch die Alternativen zur Kleingruppenkäfighaltung wie die Bodenhaltung sind keineswegs tiergerecht, da die Tiere ihr Leben lang im Stall verharren müssen. Zwar existieren auch bessere Haltungsformen wie die Freiland- oder die Ökohaltung, zahlreiche Tierschutzprobleme gibt es aber auch hier. Am Ende ist die vegane Ernährungs- und Lebensweise der konsequenteste Weg, um sich mit jedem Einkauf, jedem Restaurantbesuch und jedem zubereiteten Gericht für die Legehennen starkzumachen. Schließlich sind diese wunderbaren Tiere liebenswerte Lebewesen, die sich rührend um ihren Nachwuchs kümmern, mit einer Vielzahl an Lauten mit ihren Artgenossen kommunizieren und liebend gerne mit Sandbädern sowie Scharren und Picken ihre Zeit verbringen.

 

 

Eier zu ersetzen hat keineswegs etwas mit Verzicht zu tun – ganz im Gegenteil. Ohne Mehraufwand oder geschmackliche Einbußen kannst Du beim Backen und beim Kochen auf pflanzliche Alternativen setzen, die nicht nur innovativ, sondern auch unglaublich lecker sind. Auf unserer Seite zu Ei-Ersatz findest Du eine Auflistung der wichtigsten Zutaten, die Dir dabei helfen, vegane Gerichte zu kreieren. Möchtest Du einen Kuchen backen, kannst Du Eier ganz einfach durch Leinsamen, Speisestärke oder Bananen ersetzen. Auch veganes Spiegel„ei“, Rührtofu und köstlicher Frühstückstofu mit Kala Namak sind schnell zubereitet und lassen Dich Eier nicht vermissen.

Zahlreiche Rezepte, die beweisen, dass die pflanzliche Ernährung nicht nur tierfreundlich, sondern auch ein kulinarisches Erlebnis ist, beweisen zudem die „Tierschutz genießen“-Bücher des Deutschen Tierschutzbundes mit herzhaften sowie süßen Kreationen. Begleitend dazu bieten Dir „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer“ und „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer Rezepte“ einen Überblick über die wichtigsten veganen Ersatzprodukte für Ei und andere tierische Zutaten mitsamt passenden Rezepten. Wenn Du im Supermarkt verarbeitete Produkte einkaufen und auf Nummer sicher gehen möchtest, solltest Du auf vegane Label setzen, die strikte Kriterien haben und nur Lebensmittel zertifizieren, die tatsächlich pflanzlich sind. Wichtige Informationen dazu und weitere Tipps findest Du hier.

 

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund

So lecker ist Tierschutz

Mit 150 Rezepten von prominenten Köch*innen zeigen „Tierschutz genießen“ und „Tierschutz genießen – Das Backbuch“ wie spielend leicht es ist, vegan zu schlemmen: Ob herzhafte Quiche, Burger und Schupfnudeln oder süße Kuchen, Cupcakes und Torten – hier bleiben keine Wünsche offen. Die Bücher sind für jeweils 24,95 € im Buchhandel vor Ort und online erhältlich. Das Beste ist: Mit dem Kauf der Bücher machst Du nicht nur Deine Geschmacksknospen glücklich, sondern unterstützt auch noch aktiv den Tierschutz. Mit jedem einzelnen veganen Gericht und mit Deiner Entscheidung für pflanzliche Zutaten kannst Du einen wertvollen Beitrag leisten und den unzähligen Rindern, Hühnern, Schweinen und all den anderen Tieren, die in der Landwirtschaft leiden, eine Stimme geben. Weitere Informationen findest Du auf www.tierschutz-genießen.de