Neue Studie: Der Lobby-Kampf gegen pflanzliche Alternativen

Eine neue Studie der Stanford University zeigt, dass staatliche Subventionen und Vorschriften in der USA und in der EU zugunsten der Fleisch- und der Milchlobby ausfallen. Der pflanzliche Sektor steht nach wie vor als Verlierer da.

Die Fleisch- und die Milchindustrie sitzt am längeren Hebel

Forscher*innen der Stanford University haben für eine neue Studie untersucht, inwiefern die Lobbyarbeit der Fleisch- und Milchindustrie staatliche Vorschriften und Finanzmittel zum Nachteil pflanzlicher Produkte beeinflusst hat. Für dieses Vorhaben verglichen sie die wichtigsten agrarpolitischen Maßnahmen und staatlichen Ausgaben zugunsten tierischer Nahrungsmittel mit den Mitteln, die die Herstellung pflanzlicher Fleischalternativen und von Clean Meat in den USA sowie der EU im Zeitraum von 2014 bis 2020 erhielt. Die Ergebnisse zeigen, dass die jeweiligen Regierungen den Großteil ihrer Agrargelder in die Vieh- und Futtermittelproduktion investierten. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass in den USA etwa 800-mal mehr öffentliche Mittel sowie 190-mal mehr Lobbying-Gelder und in der EU sogar 1.200-mal mehr öffentliche Mittel und dreimal mehr Lobbying-Gelder in tierische Produkte flossen.

 

Die Hürden der Regierung

Darüber hinaus schildern die Forscher*innen, dass Rindererzeuger*innen in der EU in hohem Maße von staatlichen Subventionen abhängig sind – im Untersuchungszeitraum belaufen diese sich auf 50 Prozent ihres Einkommens. Durch diese finanzielle Unterstützung vonseiten der Regierung steigt die Motivation, die Produktion tierischer Erzeugnisse zu erhöhen – auf Kosten der Tiere. Anders sieht es im Bereich pflanzlicher Alternativen aus: Hier stellt der Staat mehrere Hürden auf, die der fortlaufenden Entwicklung einer tierfreundlichen Zukunft im Wege stehen. So dürfen seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes die meisten Alternativen für Milch- und Molkereiprodukte nicht mehr beispielsweise als „Milch“ oder „Käse“ bezeichnet werden. Auch die erhöhte Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf vegane Alternativen macht diese Produkte weniger zugänglich und hemmt das Wachstum am Markt. Im Gegensatz dazu werden Fleisch und Milch mit der ermäßigten Mehrwertsteuer von sieben Prozent verkauft, da diese als nicht verarbeitete Lebensmittel gelten.

Der Tierschutz braucht neue Gesetze

Der Hauptautor der Studie, Eric Lambin, George und Setsuko Ishiyama Provostial Professor in Stanford und Senior Fellow am Stanford Woods Insitute for the Environment, äußert sich mit deutlichen Worten zu diesen Ergebnissen: „Es ist klar, dass mächtige Interessengruppen politischen Einfluss ausgeübt haben, um den Status quo des Tierhaltungssystems aufrechtzuerhalten. Um die Auswirkungen des Lebensmittelsystems auf das Klima, die Landnutzung und die biologische Vielfalt zu verringern, ist ein deutlicher Politikwechsel erforderlich.“ Der Deutsche Tierschutzbund stimmt dieser Beobachtung zu und plädiert für einen Wandel in der Tierhaltung. Zwar ist es wichtig, dass jede*r Einzelne von uns sich für die Tiere einsetzt, doch ändert sich auf politischer Ebene weiterhin wenig bis gar nichts, so bleibt der Zugang zu tierfreundlichen und nachhaltigen Alternativen für Verbraucher*innen unnötig schwer. Wir alle können etwas bewirken, doch die Big Player haben sowohl in Bezug auf Tierschutz als auch auf die Klimakrise den größten Einfluss. Statt die Vorteile pflanzlicher Alternativen für die Tiere, das Klima und die Menschen weiterhin unter den Teppich zu kehren und den Geldfluss ungehindert in die meist erbarmungslose Tierhaltung fließen zu lassen, ist es an der Zeit, Gesetze und Subventionen neu festzulegen: Für den Veganismus und somit für den Schutz der Tiere.

 

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund