Irland: Müssen 200.000 Rinder für den Klimaschutz sterben?

Irland steht kurz davor, seine Klimaziele zu verfehlen. Um dagegen zu steuern, diskutiert das Agrarministerium Irlands die Option, Viehbestände zu reduzieren. Konkret sollen 200.000 Rinder dafür gekeult werden. Aus Tierschutzsicht ist dies ein Skandal.

200.000 Rindern droht der Tod

Laut der Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) wird Irland seine Klimaziele aller Voraussicht nach nicht erreichen. Ursprünglich wollte das EU-Mitglied die Emissionen des Agrarsektors bis 2030 um vier bis 20 Prozent senken. Um dies doch noch zu schaffen, verfolgt das Land drastische Pläne: Wie unter anderem die Deutsche Presse-Agentur (dpa) nun berichtete, laute ein Vorschlag aus einem internen Papier des Landwirtschaftsministeriums in Dublin, in den kommenden drei Jahren fast 200.000 Kühe zu töten – also 65.000 Tiere pro Jahr. In der Praxis sollen sie gekeult werden: Dieser Fachbegriff beschreibt die vorsorgliche Tötung von einem ganzen Tierbestand. Meist ist diese Praxis üblich, um beispielsweise Tierseuchen vorzubeugen. Der Begriffsdefinition zufolge findet nach der Tötung die Verbrennung der Tierkörper statt. Dieses Programm soll Agrarminister Charlie McConalogue zufolge freiwillig sein – sein Ministerium vertritt die Ansicht, dass zehn Prozent des Viehbestands, also 740.000 Tiere, durch andere Aktivitäten ersetzt werden sollen. Noch sei der Vorschlag „Teil eines Beratungsprozesses“ und „keine endgültige politische Entscheidung“. Für die 18.000 irischen Milchbäuerinnen und -bauern sollen finanzielle Anreize geschaffen werden: Die britische Zeitung „Independent“ schreibt, dass diese sich auf 3.000 Euro pro Kuh und jährlich 200 Millionen Euro bis 2025 belaufen sollen.

 

Tiere müssen wegen menschlicher Fehler leiden

Sollte der beschriebene Vorschlag in Kraft treten, ist diese Vorgehensweise aus Tierschutzsicht klar abzulehnen. Tiere sollten nicht die Leidtragenden sein, wenn die irische Politik nicht dazu in der Lage ist, der Klimakrise auf effiziente Art und Weise zu begegnen. In der Debatte rund um Nachhaltigkeit werden die Tiere in der Landwirtschaft oftmals als Ware betrachtet, deren Bestände lediglich reduziert werden müssen. Diese Reduktion ist zwar wichtig, sollte allerdings nicht auf diese tierfeindliche Art und Weise geschehen. Vielmehr sollten grundsätzlich weniger Rinder, Schweine, Hühner und Co. gezüchtet werden. Wie auch in Deutschland kommen in Irland jährlich Kälber auf die Welt, die im Inland für den Markt nicht gebraucht und per Schiff beispielsweise nach Frankreich exportiert werden. Mit diesem System sind erhebliche Tierschutzprobleme verbunden und es muss dringend ein Wandel stattfinden. Doch die Tiere, die bereits leben, haben ein gutes Leben verdient und nicht den Tod. Sowohl die Gesellschaft als auch die Politik ignorieren hier, dass es sich bei ihnen um fühlende Lebewesen handelt. Aus tierethischer Betrachtungsweise ist bereits der Konsum von tierischen Produkten kritisch zu sehen. Doch sollte das irische Agrarministerium seine Pläne tatsächlich umsetzen, wäre solch ein sinnloser Tod der Tiere eine Katastrophe. Rinder sollten nicht das Fehlverhalten und die Versäumnisse von Menschen ausbaden. Zudem gibt es zahlreiche effizientere Möglichkeiten, die Emissionen drastisch zu senken, ohne Tiere dafür zu töten.