Die EU-Kommission lässt vier Insektenarten als Nahrungsmittel zu

Nach einer aktuellen Durchführungsverordnung der EU-Kommission über neuartige Lebensmittel vom 3. Januar 2023 sind nach aktuellem Stand vier Insektenarten als Nahrungsmittel zugelassen. Pulverisierte Hausgrillen dürfen demnach außerdem verarbeiteten Produkten beigefügt werden. Produkte, in denen Insekten enthalten sind, müssen immer gekennzeichnet werden.

Welche Insekten hat die EU als Nahrungsmittel zugelassen?

Nachdem der getrocknete gelbe Mehlwurm im Mai 2021 die Zulassung als sogenanntes neuartiges Lebensmittel – auch Novel Food genannt – in der Europäischen Union erhielt, folgten die Wanderheuschrecke und Februar 2022 auch die Hausgrille. Die neuesten Zulassungen der Europäischen Kommission vom 3. und vom 5. Januar 2023 legen fest, dass ab sofort auch teilweise entfettetes Pulver aus der Hausgrille ebenso wie die Larven des Buffalowurms in gefrorener, pastenartiger, getrockneter und pulverisierter Form für die Verarbeitung von Produkten verwendet werden dürfen. Bei diesen Lebensmitteln handelt es sich beispielsweise um Brot, Brötchen, Produkte auf Basis von Hülsenfrüchten und Gemüse, Pizza und Soßen. Vor allem die Erwähnung von „Fleischanalogen“ sorgt bei vielen Menschen für Unsicherheit, da sie befürchten, dass Insekten ohne Kennzeichnungspflicht in vegane Produkte beigemischt werden dürfen. Insbesondere ein Tweet des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger provoziert ein negatives Bild der veganen Ernährungsweise, indem er fälschlicherweise behauptet, Veganer*innen würden künftig Insekten verzehren, um tierisches Eiweiß zu erhalten.

 

Veganer*innen essen keine Insekten

Aussagen wie diese sind jedoch völlig irreführend. Denn die neue EU-Verordnung ändert nicht, dass Veganer*innen keine Tiere verzehren, zu denen natürlich auch Insekten gehören. Vegan zertifizierte Produkte bleiben weiterhin frei von tierischen Bestandteilen, denn diese müssen – das gilt auch für Insekten – in der Zutatenliste aufgeführt werden. Dementsprechend hängt die neue Verordnung nicht etwa mit Veganismus zusammen, sondern stellt für die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die Zulassung einer alternativen tierischen Proteinquelle dar, die in anderen Ländern traditionell schon lange verzehrt wird. Im Gegensatz zu der Haltung von Rindern, Schweinen, Hühnern und Co. soll die Nutzung von Insekten in Zeiten des Klimawandels ressourcenschonender sein. Dabei dienen Insekten nicht nur als Nahrung für Menschen, sondern als Futtermittel für die Tiere in der Landwirtschaft.

 

Ein Trend auf Kosten der Tiere

Der Deutsche Tierschutzbund bewertet diese Entwicklung als kritisch, denn die Überlegungen zu neuartigen Lebensmitteln beinhalten nicht, dass pflanzliche Produkte bereits ausreichen: Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Kräuter beinhalten alle Komponenten, die eine ausgewogene Ernährung sichern. Der direkte Verzehr dieser Zutaten, ohne dass sie den Umweg als Futtermittel für „Nutztiere“ oder Insekten gehen müssen, ist aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes nicht nur klimafreundlich, sondern missachtet auch nicht die Bedürfnisse der Tiere. Das Empfindungsvermögen von landwirtschaftlich gehaltenen Tieren ist längst wissenschaftlich erwiesen und auch Insekten erfüllen alle notwendigen Voraussetzungen, um Reize weiterzuleiten und zu verarbeiten. Ihre industrielle Haltung ist aus diesen Gründen weder artgerecht noch notwendig. Darüber hinaus nehmen Wissenschaftler*innen für jede einzelne Zulassung Tierversuche vor. Auch die Hausgrille und das weiterverarbeitete teilweise entölte Pulver aus der Hausgrille wurden unabhängig voneinander als Lebensmittel getestet, weshalb dafür erneut unzählige Versuchstiere leiden und sterben mussten. Einen ersichtlichen Grund dafür, weshalb das gleiche Produkt in einer anderen Form für den Menschen schädlich sein sollte, gibt es nicht. Umfassende Informationen zu diesem Thema findest Du im Artikel „Proteinquellen der Zukunft – Revolutionieren Insekten unseren Speiseplan?“, der in der Ausgabe 1/22 von DU UND DAS TIER, dem Magazin des Deutschen Tierschutzbundes, erschienen ist.