Mit „Gutes Essen für Deutschland – Ernährungsstrategie der Bundesregierung“ legt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 90 ernährungspolitische Maßnahmen vor. Das Ziel ist, eine gesunde und nachhaltige Ernährung für alle Menschen zugänglich zu machen. Die Bundesregierung möchte gewährleisten, dass alle sozialen Bevölkerungsschichten „gesund aufwachsen und gesund alt werden“ können. Im Zuge der geplanten Vorhaben sollen zudem Klima-, Umwelt- sowie Tierschutz profitieren.
Gesundheit steht an erster Stelle
Der Fokus der Ernährungsstrategie liegt auf dem Thema Gesundheit. Die Bevölkerung verzehrt laut der Bundesregierung zu wenig Obst und Gemüse, dafür zu viel Fleisch. Dies soll sich ändern, indem der Pro-Kopf-Verbrauch von Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten steigt. Gleichzeitig sollen die Menschen mehr Fisch essen: „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt den wöchentlichen Verzehr von ein bis zwei Portionen Fisch aus nachhaltiger Fischerei oder Aquakultur.“ So soll eine pflanzenbetonte Ernährung Priorität sein, zeitgleich aber auch der Konsum tierischer Lebensmittel „gesundheitsförderlich und nachhaltig“ gestaltet werden.
Klimaschutz belegt den zweiten Platz
Auch im Kampf gegen den Klimawandel soll die pflanzenbetonte Ernährung als Maßnahme dienen. Klima- und Umweltschutz belegen nach Gesundheit gemeinsam den zweitwichtigsten Grund, um auf pflanzliche Lebensmittel zu setzen. Diese sollen beim Aufbau einer ressourcen- und klimaschonenden Wirtschaft helfen. Praktisch umsetzen möchte die Bundesregierung dies beispielsweise mithilfe der Eiweißpflanzenstrategie (EPS): „Die EPS des BMEL kann entscheidend zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen in den Bereichen Klimaschutz, Umwelt und Gesundheit beitragen.“ Dabei sollen nicht nur mehr pflanzliche Proteine wie Leguminosen, also Hülsenfrüchte, angebaut werden, sondern auch die Erträge von Pilzen sowie Nüssen steigen.
Einen essenziellen Aspekt der Strategie stellt zudem der Ausbau von Forschung dar. Grundsätzlich soll die Datenlage zur Ernährungssituation im Hinblick auf Gesundheit, Umwelt und Klima sowie soziale Belange wachsen. Für den Tierschutz relevant ist vor allem die Ambition, pflanzliche Alternativen zu fördern. So sollen diese Produkte leichter und zu einem niedrigeren Preis für Verbraucher*innen auf den Markt kommen können. Diese Förderung ist vor allem im Rahmen der Proteinstrategie geplant: Dieser Forschungsschwerpunkt zielt darauf ab, dass innovative und vor allem pflanzliche Proteinquellen entstehen. Um die gesundheitlichen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Vor- und Nachteile einer pflanzenbasierten Ernährung zu erforschen, ist zudem eine Kohortenstudie geplant. Für diese COPLANT-Studie stellt sich eine Kohorte, also eine Patient*innengruppe, für Untersuchungen zur Verfügung. Forscher*innen beobachten diese über einen längeren Zeitraum und können so den genannten offenen Fragen auf den Grund gehen.
Wo bleibt der Tierschutz?
Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt die nachhaltigen Ambitionen der Bundesregierung. Jedoch werden weder die Tiere, noch die vegane Ernährung ausreichend berücksichtigt. Selbst in den Passagen, die pflanzliche Lebensmittel thematisieren, werden lediglich Gesundheit und Klimaschutz als die primären Beweggründe aufgezählt. Zudem nennt die Strategie auch tierische Lebensmittel als Teil der nachhaltigen und gesunden Ernährung. Dabei klammert die Bundesregierung das enorme Tierleid, das dahintersteckt, fast gänzlich aus. Die Tiere in der Landwirtschaft mitzudenken ist aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes aber wichtig: Tierschutz sollte neben mehr Gesundheit und Umwelt- sowie Klimaschutz eines der wichtigsten Ziele der Politik sein. Nicht nur wir Menschen sind Teil unseres Ökosystems, das dringend Schutz braucht, sondern auch die Tiere. Ein Lichtblick: Die Kohortenstudie könnte dem Tierschutz Türen öffnen: „Eine aktuelle, groß angelegte und sauber durchgeführte Kohortenstudie mit Fokus auf pflanzliche Ernährung beherbergt viel Potenzial. Die neu gewonnenen Erkenntnisse und Informationen zu den Auswirkungen veganer Ernährung könnten die Kommunikation rund um den Veganismus zukünftig mitgestalten“, so Dr. Isabel Knößlsdorfer, Referentin für Veganismus beim Deutschen Tierschutzbund.