Steckbrief: Kaninchen

Wie verhalten sich Kaninchen in ihrer Gruppe? Wie ernähren sie sich? Wovon stammen sie ab? Antworten zu diesen Fragen findest Du im Steckbrief.

Ursprung

Das Hauskaninchen stammt vom Europäischen Wildkaninchen ab und bildet eine Unterkategorie der Hasenartigen. Somit gehören sie nicht zu den Nagetieren, wie irrtümlicherweise oft vermutet wird. Abgesehen vom nördlichen Skandinavien und Island ist es heute in ganz Europa verbreitet. Schon die Römer hielten Kaninchen – in Deutschland verbreitete sich die Haltung im 15. Jahrhundert. Die Lebenserwartung der Tiere liegt bei acht bis zehn Jahren.

Sozialverhalten

Kaninchen sind soziale Tiere, die in territorialen Gruppen mit fester Rangordnung in unterirdischen Bauten leben. Diese bestehen aus Gängen, die bis zu drei Meter tief und 45 Meter lang sein können. Sie führen liebevolle Beziehungen zu ihren Artgenossen und leben in Kolonien, die aus männlichen sowie weiblichen Tieren bestehen. Ihre Freizeit verbringen sie mit gegenseitigem Putzen und gemeinsamen Spieleinheiten. Im Kaninchenbau leben mehrere Familienverbände zusammen. Sie kommunizieren miteinander über ihre Körpersprache: Ihre Emotionen sind an der Position ihrer Ohren erkennbar und auch über Laute wie summende Geräusche teilen sie sich ihrem Umfeld mit. Durch Trommeln auf den Boden signalisieren sie dem gesamten Verband, dass Gefahren anrücken.

Bedürfnisse und Beschäftigung

Kaninchen beschäftigen sich ausgiebig mit dem Graben ihrer Behausung. Die bis zu 100 Quadratmeter großen Tunnelsysteme sind eine Überlebenstaktik – der Haupteingang sowie die Nebeneingänge dienen als Versteck vor Angreifern. Die Tiere sind vorwiegend dämmerungsaktiv und schlafen tagsüber nebeneinander im Kaninchenbau, da es als Gruppe wärmer und sicherer ist. Für die Nahrungssuche entfernen sie sich maximal 600 Meter von ihrem Kaninchenbau. Außerhalb verschaffen sie sich einen Überblick, indem sie sich auf ihre Hinterläufe stellen. Darüber hinaus bewegen sie sich als Kurzstreckensprinter gerne und verbringen viel Zeit mit Nahrungssuche und -aufnahme, auch um ihre Zähne abzureiben, da sie stetig nachwachsen. Sie sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Blättern, Rinden und Zweigen.

 

Sinne

Aufgrund der Positionierung ihrer Augen verfügen Kaninchen über ein Sichtfeld von 365 Grad. So können sie Feinde aus allen Richtungen schnell erblicken. In der Dämmerung und im Dunkeln finden sie sich dank ihrer erweiterten Pupillen und der lichtsensiblen Stäbchen in den Augen – das sind Sinneszellen in der Netzhaut, die auf die Lichtwahrnehmung spezialisiert sind – gut zurecht, sehen dafür aber nicht so detailliert. Das Gehör der Tiere ist ausgezeichnet – sie vernehmen auch höhere Frequenzbereiche, die Menschen nicht hören können. Ihre Ohrmuschel können sie frei bewegen und so Geräusche aus jeder Richtung wahrnehmen. Auch ihr ausgeprägter Geruchssinn hilft ihnen dabei, sich zu orientieren: Die Tiere besitzen über 100 Millionen Riechzellen und riechen damit fünfmal besser als Menschen.

Fortpflanzung

Kaninchen können sich jederzeit fortpflanzen, da sie keinen regelmäßigen Sexualzyklus haben. Pro Jahr können die Tiere fünf bis sieben Würfe austragen. Für die Geburt legt das Weibchen eine sogenannte Setzröhre an. Das ist ein eigener Bau abseits des Gemeinschaftsbaus, wo es genug Ruhe und Schutz findet. Die Neugeborenen sind Nesthocker – sie kommen nackt sowie blind auf die Welt und wiegen 40 bis 50 Gramm. Die Mutter säugt die Jungen alle 24 Stunden einige Minuten lang. Erreichen sie das Alter von zehn Tagen, öffnen die Kleinen ihre Augen und werden allmählich aktiver. Ab der zweiten Lebenswoche verlassen sie zeitweise das Nest und beginnen langsam, auf fester Nahrung zu kauen. Davon nehmen sie ab der vierten Lebenswoche so viel auf, dass sie damit überlebensfähig sind. In freier Natur säugt die Mutter ihren Nachwuchs bis er ungefähr 25 Tage alt ist. Da sie nach dieser Zeit meist schon wieder trächtig ist, verlassen die Jungen das Nest und orientieren sich an anderen älteren Rudelmitgliedern.