Ein Herz für Enten

Hässliches Entlein? Von wegen! Enten sind nicht nur wunderschöne Tiere, sondern zudem intelligent, liebevoll und äußerst faszinierend. Die Vögel, die sich an Land, in Gewässern und hoch oben in den Lüften wohlfühlen, haben unseren Respekt verdient. Es ist an der Zeit, die landwirtschaftliche Haltung von Enten zu hinterfragen und das Tier hinter dem Produkt kennen- und lieben zu lernen.

Alle Enten verdienen Respekt

Unser Verhältnis zu den Tieren in der Landwirtschaft ist oft von Widersprüchen geprägt. Einerseits entzücken sie uns, wenn wir sie auf Weiden oder an Flüssen sehen, andererseits landen sie auf unseren Tellern. Zwischen diesen beiden Bereichen stellen die meisten Menschen keinerlei Verbindung her. Aus diesem Grund ist unter anderem die Pekingente auf der Karte im Restaurant in der Wahrnehmung vieler nur ein Produkt. Doch dahinter steckt ein Lebewesen, das Gefühle und Schmerzen verspürt, Angst hat und einen liebevollen Umgang mit seinen Artgenossen pflegt.

Schon Kinder freuen sich über die Begegnung mit Enten, die an Seen, Bächen und Flüssen anzutreffen sind. Viele Familien halten auf ihren Spaziergängen und Ausflügen inne, um die andächtigen Tiere zu beobachten. Kein Wunder – schließlich sind Enten ausgesprochen spannende Lebewesen, die ihren Weg auf dem Wasser und an Land oft als Pärchen zurücklegen.

Leider verblassen diese schönen Erinnerungen meist so schnell, dass sie spätestens bei der Auswahl des nächsten Gerichtes keine Rolle mehr spielen. Während niemand der süßen Ente in der Natur schaden möchte, nehmen viele in Kauf, dass für „Ente süß-sauer“ ein ebenso liebenswertes Tier sterben musste. Es wird Zeit, nicht mehr zwischen Tieren, die wir lieben und Tieren, die wir essen, zu unterscheiden und für alle gleichermaßen viel Respekt aufzubringen.

 

Wer ist hier ein hässliches Entlein?

Wer die Beleidigung „Hässliches Entlein“ verwendet, hat wohl noch nie gesehen, wie wunderschön die Federn von männlichen Enten, Erpel genannt, zur Brutzeit schillern. Ihr Kopf glänzt grün-türkis und ist von einem weißen Halsring umsäumt. Zusätzlich schmücken das Tier sogenannte Erpellocken – das sind aufgerollte Schwanzspitzen. Ende Juli beginnt bei Stockenten – die Stammform der Hausente – die Mauserzeit, während der sich das stark beanspruchte Gefieder erneuert. Dabei verlieren die Tiere ihr gesamtes Großgefieder, sodass Erpel von den braun gefärbten Weibchen nur noch anhand der Farbe ihres Schnabels zu unterscheiden sind. Wenn ihr Prachtkleid im Oktober nachgewachsen ist, gehen die anmutigen Tiere erneut auf Brautschau. Doch auch Weibchen bieten mit ihrem beigebraun gesprenkelten Federklein einen hübschen Anblick, der darüber hinaus äußerst praktisch ist. Schließlich fallen sie damit an Land weniger auf und sie können sich optimal tarnen.

Die Fortpflanzungszeit beginnt bei Stockenten im Herbst und dauert bis ins Frühjahr an. Das Ritual beginnt mit einem Treffen der Männchen, die sich in Gruppen zusammenschließen, um Weibchen zu umwerben. Zu dieser Zeit lässt sich unter anderem beobachten, wie zwei oder mehr Erpel im Reihflug einer weiblichen Ente hinterherfliegen. Stoßen die Weibchen im Frühjahr endgültig auf die Gruppe, kann es zu heftigen Kämpfen unter den Männchen kommen, bis sich die Angebeteten entscheiden, mit wem sie sich fortpflanzen wollen. Von da an schwimmen die neuen Paare oft nebeneinander, bleiben aber nicht unbedingt ihr ganzes Leben zusammen. Sie finden sich zu sogenannten Saisonehen zusammen – nachdem das Weibchen die Eier gelegt hat, verlässt der Erpel es und das Muttertier kümmert sich von da an liebevoll um die Pflege und die Aufzucht ihres Nachwuchses. Die Küken prägen sich auf das erste Tier, das sie sehen, was in den meisten Fällen ihre Mutter ist. Ihr laufen sie hinterher, bis sie nach zwei Monaten bereit sind, ihre fürsorgliche Obhut zu verlassen. Denn dann haben sie gelernt zu fliegen – schwimmen können sie bereits direkt nach dem Schlupf und verlassen als Nestflüchter schon am ersten Tag das Nest.

Am liebsten zusammen

Enten sind sehr gesellige Tiere, die den Großteil ihrer Zeit am liebsten in Gesellschaft von Artgenossen verbringen. Dabei verhalten sie sich sehr proaktiv und suchen die Aufmerksamkeit von anderen Enten. Diese müssen nicht mal der eigenen Art zugehörig sein – auch nahverwandte Entenarten oder Gänse sind gerne gesehene Zeitgenossen. Sie synchronisieren sogar ihren Tagesrhythmus: Das bedeutet, dass sie gleichzeitig fressen und ruhen. Auch nachts schlafen sie gemeinsam mit ihrer Gruppe. So können sich Küken wärmen, wenn ihr Daunenkleid noch nicht dicht genug ist. Doch schon ab dem zehnten Lebenstag ist es ausreichend dick, sodass sie beim Ruhen etwas mehr Abstand bevorzugen.

Das Zusammenleben heranwachsender Küken gestaltet sich, auch ohne klare Rangfolge, meist sehr friedlich. Es sei denn, fremde Tiere stören die Harmonie der Gruppe. Kennen Enten die Eindringlinge nicht, scheuen sie sich nicht davor, in den Angriff überzugehen. Insbesondere Erpel reagieren in für sie aufregenden Situationen mit Bruststoßen, Flügelschlagen und sogar Beißen. Grundsätzlich ist der Umgangston jedoch freundlich und geprägt von Ruflauten wie „räb“ und „wäk“.

 

 

Überall zu Hause

Der Anblick von schwimmenden Enten ist den meisten von uns vermutlich am vertrautesten – im Wasser fühlen sich die Wassertiere schließlich besonders wohl. Dort verbringen sie zum Beispiel viel Zeit mit der Futtersuche, die bei Enten Gründeln genannt wird. Dafür kippen sie mithilfe ihrer Flügel vornüber und tauchen ihren Kopf ins Wasser. Unterhalb der Wasseroberfläche suchen sie den Grund nach Nahrung ab, die sie zwölf- bis 18-mal täglich an Land und Wasser zu sich nehmen. Sie beißen Pflanzen ab und scheiden das gleichzeitig aufgenommene Wasser mithilfe ihres Schnabels aus, da die sogenannten Hornleisten darin wie ein Sieb funktionieren. Darüber hinaus fressen sie auch gerne Frösche, Schnecken, Würmer und kleine Fische. Am Ufer suchen sie zudem nach weiteren Pflanzen, Samen, Beeren und Früchten.

Ebenso wichtig für die Tiere ist die Gefiederpflege, die hauptsächlich im kühlen Nass vonstattengeht. Enten sind mit einer sogenannten Bürzeldrüse ausgestattet, mit deren Sekret sie ihre Federn einfetten, nachdem sie diese nass gemacht haben. So wird das Gefieder wasserdicht und schmutzresistent. Nicht nur auf dem Wasser, auch in der Luft machen Enten eine gute Figur. Je nach Standort sind Stockenten Zug- oder Standvögel. Die in Ost- und Nordeuropa beheimateten Tiere beispielsweise wandern ab Oktober nach Mittel-, West- oder Südwesteuropa. Die in Mitteleuropa heimischen Enten hingegen verbleiben am Ort, unternehmen kürzere Wanderungen oder fliegen manchmal auch etwas weiter Richtung Südwesten.

 

Tierliebe fängt beim Essen an

Ihren natürlichen Verhaltensweisen können Enten in der intensiven Landwirtschaft leider keineswegs nachkommen. Die Tiere können eigentlich bis zu 15 Jahre alt werden, doch leider werden sie im Mastbetrieb schon nach wenigen Wochen geschlachtet. Eng an eng verharren sie in schlecht belüfteten Ställen und müssen Schmerzen sowie Ängste durchstehen – Bademöglichkeiten sind ihnen völlig fremd und fliegen können sie auch nicht, da sie auf mehr Brustfleisch gezüchtet werden und dementsprechend zu schwer sind.

Die vegane Ernährungs- und Lebensweise ist der direkte Weg, um Enten unseren Respekt zu zeigen. Es gibt eine riesige Bandbreite an pflanzlichen Zutaten, mit denen wir leckere Gerichte kochen können. Auch vegane „Ente“ ist ganz ohne Tierleid möglich – das Rezept dazu findest Du hier. In „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer“ haben wir die wichtigsten Zutaten einer pflanzlichen Ernährung zusammengefasst. Sie steht Dir hier zum kostenlosen Download zur Verfügung. Auf unserer Rezeptseite sowie in „Tierschutz genießen“ und „Tierschutz genießen – Das Backbuch“ findest Du außerdem sowohl herzhafte als auch süße Inspirationen, die gänzlich ohne Tierleid auskommen und dafür voller leckerer Zutaten sind.

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund