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Eine weiblich und eine männlich gelesene Person im Supermarkt in der Obstabteilung

Dein veganer Einkaufsguide

Wer sich für die vegane Lebensweise entscheidet, kauft anders ein als zuvor: Während die meisten Menschen fast jedes Regal im Supermarkt inspizieren, liegt für Veganer*innen das Augenmerk auf pflanzlichen und tierversuchsfreien Produkten. Doch wie lassen sich diese verlässlich finden?

In den allermeisten Supermärkten fallen die Kühl-, Tiefkühl- sowie Warenregale mit der Überschrift „vegan und vegetarisch“ schnell ins Auge. Hier findest Du zahlreiche Ersatzprodukte und andere Lebensmittel, die vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen zusammengestellt wurden. Auch die Obst-, Gemüse- und Nuss- sowie die Hülsenfrüchte-Abteilung kannst Du leicht ausmachen – hier sind die wichtigsten Lebensmittel versammelt, die Du für Deine Vorratskammer benötigst. Doch auch abseits dieser Kategorien verbergen sich überall vegane Produkte, wie zum Beispiel Pasta, Süßigkeiten und andere verarbeitete Produkte wie Fertigkuchen und Chips. Hier mischen sich Produkte mit pflanzlichen sowie tierischen Inhaltsstoffen. Die vegane Lebensweise hört zudem bei Ernährung nicht auf, schließlich können auch Kosmetika voller tierischer Inhaltsstoffe sein. Unter Umständen wurden diese sogar an Tieren getestet. Wie erfährst Du also, welche Produkte vegan und tierversuchsfrei sind?

Vegane Label sind Deine Freunde

Die Industrie macht es Konsument*innen, die tierfreundlich einkaufen möchten, nicht leicht. Ein Beispiel: Die Begriffe „vegan” und „tierversuchsfrei” sind nicht gesetzlich reguliert und so unterscheiden sich die Kriterien von Produkt zu Produkt. Ohnehin ist vegan nicht gleichbedeutend mit tierversuchsfrei und umgekehrt. Das bedeutet konkret, dass Produkte, die frei von tierischen Inhaltsstoffen sind, dennoch an Tieren getestet worden sein können. Wiederum können tierversuchsfreie Produkte tierische Bestandteile beinhalten.

Doch keine Sorge, vegane Label verschaffen Dir hier Abhilfe. Diese sind an obligatorische Richtlinien gebunden und dürfen von diesen nicht abweichen. Sie helfen Dir dabei, auf den ersten Blick zu erkennen, ob Produkte tierversuchsfrei und vegan sind. Wir listen folgend die wichtigsten Zertifizierungen für Dich auf.

 

V-Label

Das V-Label ist das gängigste Label für vegane und vegetarische Produkte. Du wirst es in jedem Supermarkt finden. Die European Vegetarian Union (EVU) hat es international eingeführt und unterschiedliche Lizenznehmer*innen übernehmen im jeweiligen Land die Vergabe. In Deutschland ist die Organisation ProVeg dafür verantwortlich und prüft die Produkte sowie die Unternehmen mit einem unabhängigen Lebensmittellabor. Es gibt ein Label für vegetarische und eines für vegane Produkte. Die Kriterien sind streng und somit verlässlich. Um Produkte als vegan zertifizieren zu lassen, dürfen Firmen keine tierischen Bestandteile verwenden und keine Tierversuche durchführen – weder für die Inhaltsstoffe noch für die Produktionshilfsstoffe oder die Endprodukte. Ihnen ist auch untersagt, Tierversuche in Auftrag zu geben. Das ist ein wichtiges Kriterium, denn sonst besteht die Gefahr, dass die Produktionsfirma sie einfach nur an Dritte auslagert.

Ausnahmen sind insofern gestattet, als dass „der Hauptnutzen des zu testenden Produktes auch effektiv für die Tierart, an denen das Produkt getestet wird, bestimmt ist, und die Versuche ähnlich wie bei klinischen Tests an Menschen, die Gesundheit und das Wohlbefinden des Tieres soweit wie möglich nicht gefährdet.” Testet ein Unternehmen also beispielsweise vegetarisches Hundefutter über einen längeren Zeitraum mit Zustimmung der Hundehalter*innen an deren Hunden unter Beobachtung von Tierärztinnen oder Tierärzten, so ist dies erlaubt. Aus Tierschutzsicht wäre an dieser Stelle eine klarere Definition dieser Ausnahme wünschenswert.

In Bezug auf Hilfsstoffe schafft das V-Label aber Klarheit: Denn diese müssen rechtlich nicht auf Verpackungen angegeben werden und stellen oft eine Falle dar. Beispielsweise verwenden viele Winzer*innen Gelatine zum Klären von Wein. Zertifiziert werden nur Produkte ohne den Einsatz tierischer Hilfsstoffe.

 

 

 

 

 

 

 

 

Veganblume

Die Veganblume ist in Supermärkten zwar seltener anzutreffen als das V-Label, aber in Drogeriemärkten ist sie eine große Hilfe. Denn neben Lebensmitteln zertifiziert die britische Vegan Society mit ihr auch kosmetische Produkte und Kleidung. Im deutschsprachigen Raum vergibt die Vegane Gesellschaft Österreich die Zertifizierung. Sowohl die Inhaltsstoffe als auch die Hilfsstoffe dürfen nicht tierischen Ursprungs sein. Tierversuche für die Prüfung der Produkte oder der Inhaltsstoffe, auch in der Vergangenheit, sind verboten. Die Produktionsfirma darf diese selbst nicht durchführen und sie auch nicht in Auftrag geben. Dritten, auf deren Handeln das herstellende Unternehmen Einfluss hat, ist dies dementsprechend untersagt. Mit Dritten sind beispielsweise Zulieferer von Rohstoffen gemeint, die unter Umständen aufgrund gesetzlicher Vorgaben Tierversuche durchführen müssen, um beispielsweise die Chemikaliensicherheit vor Zulassung neuer Stoffe zu gewährleisten. Gemeint sein können aber auch Auftragslabore, die möglicherweise Tierversuche mit Inhaltsstoffen des Endproduktes durchführen. Allerdings können Stoffe enthalten sein, die vorab bereits von anderen Hersteller*innen für die Marktzulassung getestet wurden.

 

EcoVeg-Label

Das EcoVeg-Label geht noch einen Schritt weiter als die anderen Siegel: Es zertifiziert pflanzliche Lebensmittel, die zusätzlich mindestens die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erfüllen. Das gilt nicht nur für die Inhaltsstoffe, sondern auch für die technischen Hilfsmittel. Vorgaben zum Thema Tierversuche gibt es allerdings keine.

 

 

Leaping Bunny

Wer vegan lebt, setzt auf tierversuchsfreie Produkte. Hierbei hilft das Siegel Leaping Bunny, welches Kosmetik und Haushaltsprodukte zertifiziert. Das Label wird international an Unternehmen vergeben, die für die Herstellung ihrer Produkte keine Tierversuche durchführen. Auch die zuliefernden Betriebe müssen sich an die Richtlinien halten. Das heißt, dass sie die Rohstoffe nicht an Tieren testen dürfen, ebenso wenig wie Dritte. Möchten die Unternehmen ihre Produkte im Ausland zulassen, zum Beispiel hierzulande, dürfen in dem Prozess auch keine Tierversuche stattfinden. 

 

PETA „Beauty Without Bunnies“

Die Tierrechtsorganisation PETA zertifiziert in einigen Ländern, darunter auch Deutschland, mit dem „Beauty Without Bunnies“-Programm Unternehmen, die schriftlich bestätigen, dass weder sie noch ihre Zulieferbetriebe für ihre Produkte Tierversuche durchzuführen oder sie in Auftrag geben. Das PETA-Siegel existiert in zwei Varianten: Neben „PETA approved” garantiert „PETA approved vegan”, dass die die gesamte Produktpalette der so ausgezeichneten Hersteller zusätzlich frei von tierischen Inhaltsstoffen ist.

 

BDIH/Certified Natural Cosmetics

Der Fokus des Labels Certified Natural Cosmetics des Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) liegt auf der möglichst schonenden Verarbeitung von Rohstoffen, bei der die Natur so wenig wie möglich in Mitleidenschaft gezogen wird. Diese soll zudem mit möglichst wenigen chemischen Prozessen vonstattengehen. Tierversuche durch das Unternehmen oder Dritte sind nicht erlaubt. Auch Rohstoffe, die nach dem 31. Dezember 1997 noch an Tieren getestet wurden, sind verboten. Vegan ist allerdings kein Kriterium für die Zertifizierung. Erlaubt sind Inhaltsstoffe, die von Tieren produziert wurden wie Milch und Honig. Darunter fallen nicht Rohmaterialien, die von toten Tieren stammen wie Tierfette oder Kollagen.

 

Natrue

Ähnlich wie das Label des BDIH ist das Natrue-Label ein Zertifikat, welches auch auf Produkten mit tierischen Inhaltsstoffen zu finden ist. Auch hier dürfen die zertifizierten Produkte nur Tierprodukte beinhalten, die von Tieren hergestellt werden, und nicht jene, die toten Wirbeltieren entnommen werden. Beim Thema Tierversuche verweist Natrue auf das EU-weit gültige Tierversuchsverbot von Kosmetikprodukten und Inhaltsstoffen. Darüber hinaus gibt es keine eigenen strengeren Vorgaben. Das Problem dabei ist, dass es trotz des Verbotes für Kosmetika leider eine Reihe von Gesetzeslücken gibt. Hier besteht die Gefahr, dass Inhaltsstoffe aufgrund gesetzlicher Vorschriften in Tierversuchen getestet wurden, beispielsweise zur Chemikaliensicherheit in der EU.

 

Zutatenlisten und E-Nummern

Nicht nur mit veganen Labeln zertifizierte Produkte sind pflanzlich. Je länger Du vegan lebst, umso größer wird Dein Erfahrungsschatz und Du musst nicht mehr jedes Regal neu untersuchen. Am Anfang lohnt es sich jedoch, Lebensmittel etwas intensiver zu untersuchen, schließlich lernst Du Supermärkte von einer neuen Seite kennen. Scanne Zutatenlisten und vergewissere Dich so, dass keine tierischen Zutaten enthalten sind. Steht „Kann Spuren von Milch“ oder anderen tierischen Bestandteilen, so kannst Du das Produkt als vegan bewerten, sofern die Zutatenliste nur pflanzliche Komponenten beinhaltet. Der Satz zeigt lediglich Allergene auf, da es bei Herstellungsprozessen zu Kreuzkontaminationen kommen kann, wenn auch tierische Produkte in derselben Fabrik gefertigt werden.

Steht auf Produkten das Wort „vegan“, ohne dass es ein offizielles Siegel ist, kannst Du in den meisten Fällen davon ausgehen, dass es tatsächlich pflanzlich ist. Wenn Du ganz sicher sein willst, kannst du bei den Hersteller*innen nachfragen. Denn leider unterliegt der Begriff „vegan“ keiner verbindlichen gesetzlichen Definition. Daher wirst Du beim Einkauf auch keine zuverlässige einheitliche Kennzeichnung veganer Produkte finden. Steht beispielsweise auf einer Weinflasche das Wort „vegan“, dann ist nicht klar, wie die Hersteller*innen den Begriff definieren. Beispielsweise kann sein, dass der Wein mit Gelatine gefiltert wurde, ohne dass diese als Zutat angegeben wurde.

Auch die sogenannten E-Nummern stellen auf der Zutatenliste eine lästige Hürde dar. Die Zusatzstoffe sind so tückisch, weil die meisten Menschen nicht auswendig wissen, welche Stoffe sich hinter den Nummern verbergen. Hersteller*innen sind gesetzlich außerdem nicht dazu verpflichtet, ausführliche Informationen zu den E-Nummern auf den Verpackungen zu kennzeichnen. Einige von ihnen können pflanzlichen, aber auch tierischen Ursprungs sein. Wir haben für Dich außerdem in einer Liste mit den wichtigsten E-Nummern in der pflanzlichen Ernährung erstellt, die Du kostenlos downloaden kannst. 

Auf Entdeckungsreise

Auch wenn Du zunächst vielleicht ein wenig überwältigt bist, so legt sich die anfängliche Unsicherheit nach ein paar Wochen. Als erprobte*r Veganer*in weißt Du nach kurzer Zeit, was Du wo einkaufen kannst und Deine Supermarktbesuche sind genauso schnell erledigt wie früher. Vor allem aber bekommst Du die Chance, Routinen aufzubrechen und Einkaufen neu zu erleben. Ob in Deinem Heimatort oder auf Reisen – es ist unglaublich spannend, neue vegane Produkte zu entdecken. Welche regionalen Spezialitäten gibt es in deutschen, italienischen oder polnischen Supermärkten? Vielleicht probierst Du mal vegane „Ente“ aus dem Asiamarkt aus oder einen pflanzlichen „Camembert“ aus dem Bioladen. Auch zahlreiche Cafés und Delikatessenläden warten mit einigen Überraschungen auf Dich, es gilt sie nur noch zu entdecken. Zudem kommen immer mehr vegane Produkte auf den Markt, auf die Du Dich freuen kannst. Viel Spaß auf Deiner tierfreundlichen Entdeckungsreise.

 

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund